Spielwelten der Kinder

In einer Landschaft wie der Eifel wechselte der Spielraum von Kindern je nach Jahreszeit einander ab: in Drinnen und Draußen, in „Stubenspiele“ und „Freiluftspiele“.

Boten die Spiele im Freien einen unermesslichen Raum, das natürliche Umfeld in Wald-, Wiesen- und Wasserspielen vielfältig zu erkunden und in diversen Bewegungsspielformen zu erobern, so waren die Spielmöglichkeiten im Haus sehr unterschiedlich und in der Ausstattung des Spielmaterials von der jeweiligen Situation der Eltern abhängig. Deshalb war auch die Spielzeit der Kinder in Häusern der Kleinbauern begrenzt, da die tägliche Mitarbeit immer an erster Stelle stand. Im Gegensatz hierzu galt bei der wohlhabenden Schicht das Kinderspielen als uneingeschränkte ständige Beschäftigung und Zeitvertreib.

Welchen Standes auch immer - es wurde stets beim Spielzeug zwischen reinen Jungen- und Mädchenspielen unterschieden. Ausnahmen bildeten Schaukelpferde und die Stofftiere aus Filz von Margarethe Steiff, die es seit 1878 gab und alle Kinder gleichermaßen liebten. Zudem gab es noch in kalter Jahreszeit gemeinsame Aktivitäten wie z. B. Brettspiele am häuslichen Tisch, im Kinderzimmer Rollenspiele, Handpuppen- und Papiertheater sowie das Lesen von Märchen und Geschichten. Damit endeten auch weitgehend die gemeinsamen Aktivitäten der beiden Geschlechter. Vereinzelt jedoch noch beim Blechspielzeug, kleine bewegungsfähige Automaten wie Tanzfiguren, Tiere und Autos, die mittels Schlüssel aufgezogen dann agieren konnten.

Zum geschlechtsspezifischen Spielzeug der Jungen gehörte vor allem der Holzbaukasten mit vorgefertigten Bauelementen. 1882 dann der Anker-Steinbaukasten aus Kunststein und ab 1901/03 der Matador Holzbaukasten, mit dem man stabile Konstruktionen bauen und kreieren konnte. Begehrte Spielmomente mit mobilen Militärfahrzeugen aus Blech und Zinnfiguren blieben häufig nur Träume. Sensation im Jungenzimmer wurde ab 1891 das technische Spielzeug der Modelleisenbahn von Eugen Märklin, das an Faszination bis heute nichts verloren hat. 1949 kamen die farbigen Kunststoff-Klemmbausteine von Lego hinzu, mit denen Häuser und Anderes gebaut werden konnten. Die Lego-Bausteine, ergänzt mit Figuren und anderen Bauteilen, ziehen gleichfalls Kinder und Erwachsene in ihren Bann. Als „Kuschel- und Knuddelobjekt“ war ab 1902 der Teddybär sehr beliebt.

Zum geschlechtsspezifischen Spielzeug der Mädchen zählten alle häuslichen Gegenstände, die in Vorbereitung auf ihr späteres Dasein als Hausfrau und Mutter spielerisch erprobt werden konnten. In kleinem Format detailgetreu hergestellt, wurden Puppenstuben, Küchen samt Utensilien sowie Wäsche- und Kinderpflege zu einem Spielobjekt erster Güte. Dabei hatten abwaschbare Puppen zum Baden, An- und Ausziehen, die es seit 1896 gab (Schildkröt) oberste Priorität. Als optimale „Kuschel- und Knuddelobjekte“ galten seit 1910 die weichen, biegsamen und lebensechten Stoffpuppen von Käthe Kruse.

Kulturgeschichtliche Sammlung
aus dem Prümer Land und der Eifel
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