Religiöse Volkskunde

Man kann davon ausgehen, dass alle Bewohner des Kreises Prüm seit dem 7. Jahrhundert römisch-katholisch waren und es auch im Zuge der Reformation überwiegend blieben. Um 1950 waren es 99 % Katholiken und 1 % Protestanten. Zu dieser Zeit gehörte der gesamte Kreis Prüm zum Bistum Trier. Laut Statistik von 1963 wurde in den 93 regionalen Volksschulen der Religionsunterricht für 5640 katholischen und 134 evangelischen Schülern von 37 katholischen Geistlichen und einem evangelischen Pfarrer erteilt.

Gottesverehrung und Intensität des Glaubens spiegeln sich seit eh und je offenkundig in den Kirchen der Eifel, Heiligenhäuschen, Wegkapellen und Wegkreuzen wider, die von verschiedenen Bauweisen - wie romanischen, gotischen bis hin zu barocken und weiteren Stilepochen geprägt sind.

Burgbrennen (Sammlung: Winfried Richards)
Burgbrennen (Sammlung: Winfried Richards)
Klapperjungen (Sammlung: Winfried Richards)
Klapperjungen (Sammlung: Winfried Richards)

Gleich dem ansehnlichen Kirchengemäuer spielten in jedem Dorf die Glocken eine gravierende Rolle. Demzufolge war es auch nicht verwunderlich, „das in den meisten Kirchen daher eine Orgel fehlte, aber kaum einer Kapelle die Glocke." Zu ihren Aufgaben gehörte neben dem täglichen Rufen zum Gottesdienst, auch die Bekanntgabe des Todes eines Pfarrmitgliedes zu verkünden. Desgleichen auch auf Gefahren hinzuweisen: „Im Mai vertrieb ihr Ruf Hexen, bei Gewittern schrie sie gegen das Unwetter an" bis es der Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus 1784 verbot.

Im Gegensatz zum aufwendigen Kirchengestühl, das bis ins hohe Mittelalter vorwiegend für die Geistlichkeit von Kloster- und Stiftkirchen im Chor zur Verfügung stand, wohnte das Volk der Liturgie im Kirchenschiff nur stehend, kniend oder gehend bei. Erst im Reformationszeitalter gab es ein Laien- oder Volksgestühl, das je nach Konfession in Höhe und Ausmaß variierte. Ein Lehrbuch für Möbelschreiner von 1892 besagt, dass für die römisch-katholischen Kirchen eine Bankhöhe von 80 bis 90 cm maßgebend sei, „da der römische Ritus ein wiederholtes Niederknien auf dem vor der Bank angebrachten Kniebrett erfordert."

Als Liturgie - dem katholischen Kirchenjahr - wird auch hier in der Eifel eine jährlich festgelegte und wiederkehrende Abfolge von kirchlichen Ereignissen bezeichnet, die sich je nach Anlass in der Zeremonie des Gottesdienstes und vor Allem in den detailliert vorgeschriebenen liturgischen Gewändern der Priester zeigt (Albe, Stola, Kasel etc.), die sich bis zum „Zweiten Vatikanischen Konzil" (1962-65) stets in äußerst prunkvollen, kostbaren Stoffen und je nach Gottesdienstordnung in speziellen Farben präsentierten.

 „Der Kern des Eifeler Volkes hält unentwegt fest an der christlichen Kirche gelehrten Vorstellungen und empfohlenen oder geduldeten Bräuchen. [...] Die Fastenzeit überhaupt ist die Zeit, in der man in sinnlicher und sinnbildlicher Form den Kampf zwischen Winter und Sommer, die Vernichtung des Winters und die Wiederkehr der Sonne darstellt." (Adam Wrede, Eifeler Volkskunde, 1922, S. 67 und 153)

In dieser Hinsicht spielen bis heute in der westlichen und südlichen Eifel einige Bräuche im jahreszeitlichen Rhythmus eine dominante Rolle wie z. B. das „Burgbrennen" am ersten Fastensonntag sowie das „Klappern" in der Karwoche.

An diesem ersten Fastensonntag, dem Hütten- (Heten) oder Burg- (Scheef, Schöf, Schoof) sonntag (sondig) wurde und wird bis heute auf Dorfanhöhen aus Stroh, Reisig und Geäst eine Hütte oder Burg aufgebaut, über Nacht dann peinlichst bewacht und am Abend darauf angezündet - früher meist von Liedern, Fackellauf und Springen über das Feuer begleitet.

Bis heute weiß jeder Einheimische, das nach dem Gloria am Gründonnerstag bis in Herrgottsfrühe am Ostermorgen die Kirchenglocken, Orgeln und Schellen schweigen, denn [...] „kein Jubel der Glocken darf den Schmerzensgang des Herrn stören" und außerdem auch „weil sich in dieser Zeit [die Glocken] in Rom aufhalten, um bei niemand Geringerem als dem Papst selbst [von den Widrigkeiten der Gemeinden] zu berichten." Anstelle der Glocken übernehmen in diesen Tagen in aller Regel „Klapperjungen" - heute teils auch Mädchen - mit Holzrasseln die Funktion, um mit Klipp-Klapp, Brossel- oder Rappelkästen zum Gottesdienst zu rufen und die Betglocke zu ersetzen. Eine einfache Klapper bestand früher meist aus einem rechteckigen Brett, 10 cm x 20 cm mit einem runden Stock, an dessen Ende eine Aufhängung mit einer Bommel befestigt war.

Immer noch wird bis heute das liturgische Jahr der katholischen Kirche im Prümer Land gehegt und gepflegt. „Selten fehlt [z.B.] das Weihwasserkännchen oder = kesselchen mit einem Palmzweig" in jeder „guten" Stube einschließlich des Zimmerkreuzes. Zudem gab es früher vereinzelt in diesen Gemächern einen Hausaltar, der einem kirchlichen Altar in Miniaturformat stilistisch nachempfunden und zudem mit vielerlei persönlichen Accessoires versehen war.

Kulturgeschichtliche Sammlung
aus dem Prümer Land und der Eifel
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